Zum heutigen Abschlussbericht der Enquetekommission Einsamkeit (EK IV) rief Josef Neumann, Sprecher für die SPD-Fraktion für Arbeit, Gesundheit und Soziales und SPD-Sprecher in der EK IV dazu auf, soziale Isolation und Einsamkeit als Querschnittsthemen von gesellschaftlicher Brisanz im gemeinsamen Regierungshandeln anzugehen. Schauen Sie hier die Rede im Wortlaut.
Für das Betroffensein von Einsamkeit spielen Teilhabe auf dem Arbeitsmarkt, Einkommen, Bildung, Integration und Inklusion eine bedeutende Rolle, das zeigten auch die beiden von der Enquetekommission beauftragten Gutachten, die zu folgenden Ergebnissen kamen:
- Menschen mit niedrigen Einkommen haben in NRW ein 3,5mal so hohes Einsamkeitsrisiko wie Menschen in der höchsten Einkommensklasse.
- Das Einsamkeitsrisiko von Menschen mit niedrigen Bildungsabschlüssen bzw. ohne Abschluss ist doppelt so hoch wie bei Menschen mit akademischen Abschlüssen.
- Migrant*innen, die selbst immigriert sind, haben ein doppelt so hohes Einsamkeitsrisiko wie Menschen ohne Migrationserfahrung.
Vulnerabel für Einsamkeit sind darüber hinaus aber auch z.B. Alleinerziehende, Hochbetagte, Menschen mit Behinderung und pflegende Angehörige. Die Corona-Pandemie hat noch einmal einen Zuwachs an Einsamen verursacht, sie traf besonders oft junge Menschen, Frauen und Migrant*innen. Einsamkeit gilt in den Industriestaaten als neue, noch tabuisierte Epidemie.
Josef Neumann wies darauf hin, dass zur Bekämpfung von Einsamkeit hinlänglich bekannte Missstände weiter abgestellt werden müssten: Konzepte liegen in großer Zahl vor, doch die Umsetzung müsse konsequenter erfolgen: dazu zählt u.a. das Bundesteilhabegesetz. Bestehende Angebote gegen Einsamkeit müssen besser vernetzt und sichtbarer werden: mehr Unterstützung für Alleinerziehende, der Ausbau der Schulsozialarbeit und sowie die Stärkung von Familienzentren helfen im Kampf gegen Einsamkeit. Helfen soll hierbei ein*e Einsamkeitsbeauftragte*r, aus Sicht der SPD muss es dazu auch in den Kommunen Ansprechpersonen geben.
Überfraktionell hat sich nach umfangreichen Diskussionen ein Konsens durchsetzen lassen, wobei Sondervoten der SPD und der Grünen zur personenzentrierten Pflege und sozialorientierten Wohlfahrtpflege hinzukamen. Der Abschlussbericht kommt zu 65 Handlungsempfehlungen, die für NRW umgesetzt werden sollten. Josef Neumann dankte den Mitwirkenden und betonte die Relevanz der erarbeiteten Grundlagen zum Thema Einsamkeit, die über die Grenzen von NRW hinweg wahrgenommen werden.